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Thema:  Törnbericht Flensburger Förde/Ostsee
Schreibdatum:  29.11.2006 um 17:50 Uhr

Nachricht:
Hallo allerseits, leider sind die zwei Wochen Urlaub schon wieder vorbei. Hier mal ein kurzer Abriss unseres Törns... Mit einem geliehenen VW-T5-Transporter (europcar ca. 160 Euro/Tag bei Einwegmiete, hätte auch ein Touareg oder ein ML280, den hatten wir auf dem Rückweg, sein können) haben wir AVALON nach Flensburg gebracht. Dank des sehr netten und hilfsbereiten Hafenmeisters von Sonwik konnten wir noch am Samstag Abend kranen und bekamen einen guten Liegeplatz. Der Hafen ist modern, hat saubere WC's und Duschen, für die mit einer Chipkarte 1 Euro für 5 Minuten zu zahlen sind. Am Hafen ist eine Pizzeria und ein Cafe, wo man für den nächsten Morgen Brötchen (Stück 50 Cent) vorbestellen kann. Leider gibt es keine Möglichkeit, ein PortaPotti offiziell zu entsorgen. Am Ankunftswochenende fand in Flensburg die "nautics" statt, eine Art Grossseglertreffen wie die Hansesail in Rostock oder die Sail Bremerhafen, nur etwas kleiner eben. Wir konnten am Sonntag nach dem Aufriggen und Boot-klarmachen nachmittags mitten in die Parade "rein"- oder besser "mit"-segeln und sind zwischen Grosseglern, Hansekogge und vielen sonstigen Traditionsseglern die halbe Förde mitgefahren. Die nächsten Tage standen verschiedene Ziele der Förde auf dem Programm, unter anderem die Ochseninseln auf der dänischen Seite, die wir bei leichten Winden gut erreichten. Die Ansteuerung ist nicht ganz einfach, ein gutes Handbuch sollte schon zu Rate gezogen werden, aber es lohnt sich. Ohne Tonnen(!), nur nach der Beschreibung steuert man solange von NO die Inseln an, "bis man im klaren Wasser den Grund sehen kann", dann ein kurzes Stück nach Backbord und man hat den Anlegesteg vor sich. Klasse, genau so war es. Als wir den Grund sehen konnten, waren wir schon ein Stückchen zu weit und die Wassertiefe nahm rapide ab. Bei etwas über einem Meter Tiefe, hochgezogenem Schwert und vorsichtshalber schon gelöstem Ruderblatt konnte man sehen, wie das Ruderblatt wie in einem Aquarium ganz knapp über dem Grund schwebte. Wir fuhren mit Motor "Schrittgeschwindigkeit" und genossen die glasklare Aussicht auf den mit Muscheln bewachsenen Meeresgrund mit seinen Seesternen und den dazwischen umherschwimmenden Fischen. Ein echtes Erlebnis! Ein Zwischenstopp in Schausende bescherte uns einen gemütlichen kleinen Hafen in einer ländlichen Umgebung, wo man mindestens 4 km laufen muss, um zum nächsten Laden zu gelangen. Brötchen kann man allerdings beim Hafenmeister vorbestellen und ein kleines Restaurant ist ebenfalls vorhanden. Ähnlich sieht es bei Gelting Mole aus, wo im Hinterland ebenfalls "tote Hose" angesagt ist. Allerdings gibt es einen kleinen Laden, der sogar ein paar Stunden am Tag geöffnet ist. Grundsätzlich kann man auf der Flensburger Förde hervorragend segeln. Die Innenförde bis Holnis ist relativ geschützt und deshalb sind auch Wind und Wellen gut erträglich. Hinter Holnis wird die Förde offener und man bekommt mehr Gefühl für das, was einen auf der Ostsee erwarten kann. Wind und Wellen können hier schon ganz schön heftig werden und wenn man gegenan aufkreuzen muss, wirds lästig. Wir mussten auf dem Rückweg bei rund Windstärke 4 gegenan und haben nach halber Strecke den Jockel angeworfen - es machte einfach keinen Spass mehr, stundenlang immer das gleiche Ufer nur zentimeterweise vorbeistreichen zu sehen. Auf unserem Weg zur Schlei haben wir auch kreuzen müssen. Bei schwachen Winden aus SO benötigten wir über 8 Stunden, um von Gelting Mole bis Kappeln zu kommen. Zum Vergleich: Den Rückweg mit Wind aus SW und Stärke 5 (im Hafen sagte man uns, es wären auch 6 gewesen) und Wellen von bis zu 1,5m Höhe haben wir mit einem Reff im Segel von Kappeln bis Horuphav in ca. 4 Stunden hinter uns gebracht. Zeitweise sind wir dabei mit über 7 kn über die Wellen gesurft; uns kam es jedenfalls fürchterlich schnell vor. In Kappeln haben wir im Stadthafen direkt vor der Klappbrücke gelegen, ungeschützt gegen Wellen von vorbeifahrenden Schiffen, die von hinten unter das Heck scheppern und ausserdem der teuerste Liegeplatz von allen - 15 Euro pro Nacht. Toiletten und Duschen gibts nur in Notlösungscontainern, relativ sauber zwar, aber sehr ungemütlich. Man wartet vermutlich darauf, dass ein Investor das ehemalige Speichergelände vor dem Hafen mit der erforderlichen Infrastruktur bebaut. Der große Vorteil von Kappeln ist allerdings, dass man hier "mitten in der Stadt" liegt. Alles ist in erreichbarer Nähe, Markt und Trubel finden direkt vor den Schiffen statt. Aufpassen muss man beim Anlegen! Je nach Windrichtung steht hier ein ungemütlicher Strom quer zu den Liegeplätzen, die für mindestens 12m-Boote gut geeignet sind. Mit unseren Booten muss man jedenfalls ganz schön lange Leinen haben, um an den Pfosten hinten festmachen zu können. Und der Strom drückt einen manchmal dermassen seitlich gegen die Pfosten, dass man Mühe hat, um diesen herum gerade in die Box zu kommen. Wir hatten auf der Rückfahrt großes Glück, dass gerade in dem Augenblick, als wir in die Box wollten, Karin und Karl-Heinz (KK) uns erkannten und beim Festmachen behilflich waren. Die beiden sind mit ihrer TES550 "Nasenbär" auch auf der Schlei unterwegs und haben heute nach einem hoffentlich schönen Segeltag einen guten Platz für die Nacht gefunden. Wir haben den Abend bei Rotwein ausklingen lassen und uns hervorragend unterhalten. In Missunde waren wir mit Carsten und seiner Familie verabredet und haben einen schönen Nachmittag verbracht, bei dem wir viele Erfahrungen und Tips austauschen konnten. In Missunde liegt man am besten vor dem Fährhaus, einem Restaurant mit einer umfangreichen Speisekarte - allerdings nicht ganz billig. Brötchen gibts hier auch, allerdings halb so groß wie in Flensburg aber genauso teuer. Während unserer Liegezeit in Missunde gabs im Radio die Meldung, dass die Brücke in Lindaunis defekt sei, und deshalb für Eisenbahn, Autos und Schiffe komplett gesperrt sei. Wir haben uns schon seelisch darauf vorbereitet, den Mast legen zu müssen, um wieder zurück zu kommen, aber hinterher war die Brücke glücklicherweise doch wieder in Betrieb und wir haben hinter der Brücke im Stadthafen übernachtet. Da gibts eine praktische Lösung für die Hafengebühren; man steckt 10 Euro in einen Umschlag, von denen einige im Toilettengebäude an der Tür des Hafenmeisters hängen und wirft diesen durch den Schlitz in dieser Tür. Fertig. Im Lindauer Noor kann man übrigens sehr gemütlich auf 2m Tiefe ankern. An drei Seiten von Land umgeben und relativ windgeschützt haben wir dort einen halben Tag verbracht. Zurück zur Flensburger Förde... Auf der dänischen Seite kommt man auf dem Rückweg von der Schlei recht gut in Horuphav unter. Ein gemütlicher kleiner Fischerort mit Supermarkt, Bank und kleinen Gässchen. Ausserdem kann man sehr schön am Ufer längs spazieren gehen, uralte Lindenbäume bestaunen und wenn Zeit bleibt, auch in der Bucht von Kaegnes ankern. Leider hatten wir zum Ankern dort keine Zeit mehr - und zum Baden war das Wetter auch nicht optimal. Aber in Sonderborg waren wir noch. Ein Yachthafen vor der Stadt, 20 Minuten bis zum Zentrum mit allem, was eine groessere Kleinstadt zu bieten hat. Uns hat es dort ebenso wie in Horuphav gut gefallen. Nur mit den dänischen Fahrplänen des ÖPNV standen wir auf Kriegsfuss - ziemlich undurchsichtig das Ganze :manno: Alles in Allem waren 14 Tage eigentlich zu kurz. Wir wären gerne noch länger geblieben - im Ganzen und in den einzelnen Häfen. Nicht in allen, aber in einigen. Häfen, die nur aus einem Hafenmeisterbüro bestehen, sind ziemlich langweilig; interessant sind Häfen, bei denen es im Hinterland auch etwas zu gucken gibt, sei es eine Stadt, oder sonstwas besonderes. Bei unserem nächsten Törn werden wir uns die Häfen vorher etwas genauer ansehen und auch mal zwei Tage in einem solchen Hafen einplanen. Trotz dieser begrenzten Zeit war es ein schöner Törn mit vielen neuen Erkenntnissen. Einige Fotos gibts im Album unter "Reviere". Einen kleinen Film von der Digitalkamera gibts unter Ostseeimpressionen ca. 3 MB adele Reinhard[addsig]




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