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Thema:  Törnbericht Schlei und Ostsee 2006
Schreibdatum:  2006-09-16 18:07:11

Nachricht:
Hier unser Törnbericht Schlei-Ostsee 2. bis 13. September 2006 mit unserer TES 550:
Nachdem wir uns als Segelanfänger ohne Segelausbildung im letzten Jahr in Holland probiert hatten, sollte es diesmal die Schlei und vielleicht (gegen den Willen von Karin) mal ein Schlag auf der Ostsee sein.
Am Samstag haben wir in Kappeln eingekrant und Aufgeriggt. Am Sonntag früh haben wir dann bei strömendem Regen und Böen eine kurze Fahrt zur Schleimünde gemacht.
Am Sonntagnachmittag auf dem Fischmarkt in Kappeln direkt am Stadthafen helfen wir einem kleinen Boot in einer viel zu langen Box beim Anlegen. Beim näheren Hinsehen entpuppt es sich als TES 768 mit dem Namen Avalon, der mir aus meinem Erstbesuch im TES-Forum ein paar Tage zuvor bekannt vorkam, die Welt ist klein...
Das „Wohnzimmer“ von Reinhard und Gaby hat uns schwer beeindruckt. Dagegen sieht unser Boot wie ein Kühlschrank von innen aus. Jedenfalls hatten wir einen schönen Abend, noch mal danke für die Einladung.
Am nächsten Tag segelten wir dann mit reichlich Kreuzschlägen die Schlei ab. Mit Übernachtung in Missunde (unbedingt im Fährhaus essen gehen, die Fischplatte war vom Feinsten) landeten wir im Stadthafen Schleswig. Zur Besichtigung von Schleswig nahmen wir uns zwei Tage Zeit. Tagsüber wurde in der großen Breite gesegelt. Zurück in Kappeln wurde das Wetter noch schlechter, mindestens 3 Tage Starkwind, meldete der Deutschlandfunk. Zum Glück stand hier unser Auto und wir nutzten die Zeit, um Kiel und Eckernförde zu besichtigen.
Danach haben wir uns wirklich auf die Ostsee getraut, am ersten Tag immer den Eingang zur Schlei in Sichtweite, und am zweiten Tag bis nach Damp und zurück.
Dann gab es kein Halten mehr, bei angenehmen 4 Windstärken und vorwiegend halbem Wind von Westen segelten wir nach Sonderburg. Wir haben uns gefühlt, wie Neil Armstrong, als er den Mond betrat.
Auf dem Weg nach Flensburg und der Wende in die Innenförde erwischte uns völlig unerwartet Starkwind mit Böen, dass wir gleich auf der Backe lagen. 1. Reff zuviel, 2. Reff zu viel, Fock rein, jetzt stand das Boot zwar steuerbar am Wind machte aber gegen die kurzen kabbeligen Wellen keinen Meter fahrt über Grund. Da waren wir dann doch froh, dass der Außenborder 8 PS hat, und uns problemlos nach Flensburg schaukelte.
Hier saßen wir dann wieder 2 Tage fest, aber Glück im Unglück, wir hatten vorher Kontakt mit dem Händler für die Sunhorse 740 und die Bora 838 aufgenommen um Probe zu Segeln.
Welch eine Offenbarung, mit 680 Kilogramm schwerem Kiel und fast 2 Metern mehr Rumpflänge war die Sunhorse auch bei 5-6 Windstärken im ersten Reff auch in den Böen noch locker zu fahren.
Am nächsten Tag legte der Wind noch einmal zu, aber die Bora lief auch bei 6 bis 7 Windstärken im 2. Reff völlig unbeeindruckt durch die Wellen. Da wäre noch mehr gegangen und es handelte sich um den Kielschwerter und nicht um die Festkielversion.
Unser Vertrauen in die TES 550 war deutlich angeschlagen, als wir gegen Osten zum Augustenfjord segelten. Von dem klaren Wasser bei den Ochseninseln, von dem Gaby und Reinhard erzählt hatten, sahen wir wegen den Wellen nichts, stattdessen sind wir auf Grund gelaufen, da waren wir dann froh, dass wir keinen Fest-Kiel hatten....
Der Hafen von Augustenfjord ist absolut idyllisch und zu empfehlen. Da wir dem Wetter nicht vertrauten, machten wir uns mit Stop in Gelting auf den Rückweg. Der Wind hatte auf Süd-Ost gedreht und blies mit kleiner 5, so mein Windmesser. Die Wellen waren beängstigend hoch und es war ein Husarenritt. Nicht verständlich war, dass die Logge auf der einen Seite gerade mal gute 3 Knoten zeigte und nach der Wende jeweils über 5 Knoten???
Die Überraschung kam dann an der Münde zur Schlei. Bedingt durch den östlichen Wind bauten sich üble Wellen auf, und der Außenborder kam mehrmals aus dem Wasser, erst als wir zusätzlich die Fock wieder ausrollten kamen wir bei starker Strömung wieder in die Schlei hinein. Nach 2 weiteren Tagen auf der Schlei, die irgendwie langweilig waren, mussten wir leider wieder nach Hause.

Unser Fazit:
Die Schlei ist ganz schön, aber wenn man einmal rauf und runter gefahren ist, und sich Sieseby, Kappeln, und Schleswig angesehen hat, muss man nicht noch mal hin- und her fahren. Von Dänemark haben wir nur einen Vorgeschmack bekommen, da werden wir mit Sicherheit wieder hinfahren. Die TES 550 hat sich wacker geschlagen, aber sie ist bei mehr als ein Meter Welle und Windstärke 5 schon an der Obergrenze. Mehr kann man aber auch von einem Schwenk-Kieler mit 5,5 Metern Rumpflänge und 250 kg Ballast nicht erwarten. Ihre Stärken liegen in dem für diese Größe konkurrenzlosem Raumangebot und in der Trailerbarkeit mit einem Mittelklasse-Pkw.

Wir überlegen, beim nächsten mal ein Schiff zu chartern. Das kostet zwar mehr aber mit zweimal aus- und einkranen, zweimal auf- und abriggen und der längeren Fahrt, gewinnt man 2 bis 3 Urlaubstage und man erspart sich mit einem seetüchtigeren Schiff den einen oder anderen Hafentag.

Empfehlenswerte Häfen:
Gelting und Maasholm sind blitzsauber und haben super sanitäre Anlagen. In Maasholm haben wir nur 6 Euro Liegegeld bezahlt. In Gelting kann man ohne Duschmarke unbegrenzt duschen. Idyllisch liegt Augustenfjord. Günstig Einkranen kann man in Kappeln-Grauhöft, PKW und Trailer abstellen ohne zusätzliche Gebühr.



Karin und Karl-Heinz



Schreibdatum:  2006-09-18 12:34:12

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toller Bericht! Vielleicht hat ja auch mal ein TES 678-Besitzer die Grenzen seines Bootes festgestellt und kann berichten?


Schreibdatum:  2006-09-18 22:16:07

Nachricht:
Hallo Karin und Karl-Heinz

Ihr habt ja wohl schwer zu kämpfen gehabt, aber das ist bestimmt wie beim Reitsport, wer noch nicht gefallen ist kann auch nicht reiten. Lasst das bloß nicht den Nasenbären hören, ich meine die Idee ihn abzugeben. Nicht so schnell die Flinte oder das Schiff ins Korn werfen :nein:
Eine Charterjacht ist kein Ersatz für Eure eigene Koje!
Bye, bye
Avaline


Schreibdatum:  2006-09-19 07:22:00

Nachricht:
das gleiche hat mir jemand gesagt, der eine Dufour 34 gechartet hatte: "lieber was eigenes Kleines, als was großes Gechartertes" :-)


Schreibdatum:  2006-09-19 08:30:20

Nachricht:
Hallo Karin und Karl-Heinz.
Auch von mir ein Dankeschön für euren anschaulichen Törnbericht. Bei anhaltendem Schlechtwetter habe ich mir auch schon mal ein großes Motorboot gewünscht. Aber nach 2 Wochen Bavaria 47 in Griechenland möchte ich erstmal kein fremdes Schiff mehr chartern sondern freue mich nur noch auf meine kleine TES bei mäßigem Wetter.

Wie wäre dein Fazit zum Schiff wohl gewesen, wenn das Wetter optimal gewesen wäre?

Rudi



Schreibdatum:  2006-10-20 11:59:48

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Hallo, anbei noch als Nachtrag die Trackaufzeichnung aus dem Pocket PC, die ich auf den PC gespielt habe und dann einen Screenshot gemacht habe. Im Programm ist das nicht schlecht. Man kann mit dem Cursor auf jeden beliebigen Punkt gehen und sieht Datum, Uhrzeit, Position und Geschwindigkeit in Knoten. Das höchste, was die 550 gebracht hatte waren knappe 6 Knoten, immerhin mehr als die Rumpfgeschwindigkeit. Gruss Karl-Heinz [addsig]


Schreibdatum:  2006-10-23 11:41:17

Nachricht:
Korrektur, Korrektur,

knappe 6 Knoten waren es auf der Ostsee, ich bin mit dem Cursor noch mal die Tracklinie auf der Schlei nachgefahren, da waren es ein Stück weit über 6,5 Knoten (der Höchstwert war 6,8). Kann das sein??
Das war auf der grossen Breite am Wind aus Westen auf eine Gewitterfront zu und anscheinend kurz bevor ich zu meiner Vorschoterin den legendären Satz: „Jetzt kentern wir“ sagte.

Jetzt kann ich es ja erzählen, es bleibt aber unter uns.

Also wir rauschen über die grosse Breite und das Boot geht ab wie Schmidts Katze. Wir sehen natürlich die Gewitterfront die auf uns zukommt, wollen aber den Geschwindigkeitsrausch bis zur letzten Sekunde auskosten und warten viel zu lange mit dem Reffmanöver und machen es dann viel zu hektisch als es schon richtig beutelt.
Ich stelle das Boot in den Wind und Karin haut gleich die Klemme vom Grossfall auf um den Lappen zu verkleinern.
Dümmerlicherweise war aber die Fockschot noch fest. Eine Böe drückt in die Fock und das Boot (jetzt ohne Fahrt) quer zum Wind, das Großsegel hängt irgendwie auf halb acht in der Saling fest. Ich sitze mit dem Arsch fast im Wasser und Karin glotzt mich fast senkrecht über mir an, und wundert sich.
Wir wollten zwar schon immer mal Lage habe, dass die Relingstützen ans Wasser kommen, aber doch eher mit Fahrt.
Ging aber alles gut. Na ja, aus Fehlern lernt man; das wird uns nicht noch mal passieren.

Gruss

Karl-Heinz


Schreibdatum:  2006-10-24 09:01:19

Nachricht:
Hallo Karl-Heinz,

also wenn ich mit meiner Frau einmal solche Manöver fahre oder nur davon erzähle (wir haben unseren Liegeplatz ab 2007 in Stettiner Haff und werden bestimmt auch an die Ostsee herausfahren), da bin ich für den Rest der Saison als Einhandsegler unterwegs. Ich finde Deinen Törn toll und bewundere Deine mutige Frau.

Grüße Hugo


Schreibdatum:  2006-10-24 09:56:34

Nachricht:
Hallo, Hugo !

Hier ist die Alegria.
Darf ich fragen, wo Ihr am Stettiner Haff heimisch sein werdet ?

Uschi und ich überlegen, ob im Sommer 2007 der Hafen von "Mönkebude" als Stützpunkt für unsere Urlaubstörns in Frage kommt oder ob wir ab "Stralsund" auslaufen.


Danke !

Dietmar _/)_



Schreibdatum:  2006-10-24 13:49:24

Nachricht:
Hallo Dietmar,

wir haben uns für Mönkebude entschieden. Eine mündliche Zusage für den Liegeplatz haben wir, auf den unterschriebenen Vertrag warten wir noch. Sonst käme noch Uckermuende in Frage, aber dort fanden wir es bei der Besichtigung nicht so schön.

Also werden sich dort im nächsten Jahr vieleicht Alegria und Julietta kennenlernen.

Grüße Hugo


Schreibdatum:  2006-10-24 13:51:37

Nachricht:
Gerne, Hugo !

Vielleicht klappt´s.

Dietmar _/)_




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